Der Fall „Karin Grabowski“: Ein Mann wird zum Mörder gemacht

Shownotes

Die 20-jährige Karin Grabowski wurde 1979 in der ehemaligen DDR ermordet. Die Tochter eines Polizisten wollte zu einer Tanzveranstaltung, kam dort aber nie an. Nach einer Woche wurde ihre Leiche gefunden.

Die Ermittlungen verliefen zunächst im Sande, bis drei Jahre später ihr damaliger Freund zunächst wegen Mordes verurteilt, ein halbes Jahr später jedoch wieder freigesprochen wurde. Seitdem galt der Fall als ungelöst. Nach der Wende rollte Kriminaloberkommissar Olaf Claus den Fall „Karin Grabowski“ neu auf. Er fand schließlich (höchstwahrscheinlich) den wahren Mörder – und deckte einen Justizskandal auf.

Der Mordfall Karin Grabowski ist ein Verbrechen mit mehreren Ebenen: Da war der gewaltsame Tod einer jungen, lebenslustigen Frau und die Folgen für ihre Familie – allen voran ihrer Eltern. Ihr Vater, Polizist in Grevesmühlen, war mit den Ermittlungen so unzufrieden, dass er seinen Beruf an den Nagel hing. Für ihn galt der Freund seiner Tochter jahrzehntelang als Mörder.

Doch Werner Engler war unschuldig – das ist die zweite Ebene dieses komplexen Falles. Engler, verheiratet, aber häufig mit anderen Frauen zusammen. In seiner Freizeit trat er in der Gegend um Grevesmühlen als Musiker auf – ein Hallodri, ein Lebemann. Jemand, der nicht wirklich in die gut sortierte DDR passte. Und jemand, der sich als Sündenbock anbot, wie sich später herausstellen sollte. Denn obwohl Werner Engler ein wasserdichtes Alibi hatte – er stand zum Tatzeitpunkt auf der Bühne eben jeder Tanzveranstaltung, die Karin Grabowski besuchen wollte – wurde er als Mörder verurteilt. „Die haben ihn zum Mörder gemacht“ – so drückte es Olaf Claus aus.

Wie mit Werner Engler während seiner Haft umgegangen wurde, ist ein weiteres Verbrechen. Engler wurde nicht nur unschuldig verurteilt, er wurde bedroht und gefoltert, hungerte während seiner Haftzeit von 88 Kilo auf 59 Kilo ab, wurde später Invalidenrentner.

Olaf Claus fand höchstwahrscheinlich den wahren Mörder von Karin Grabowski, konnte ihn aber nicht mehr zur Rechenschaft ziehen. Auf seinem Weg dahin begegnete er etlichen Kollegen und erfuhr, was er nie für möglich gehalten hätte: „Der Schrecken war eben nicht die ‚böse' Stasi, sondern der normale Polizist, den man in seinem Privatleben in der Bäckerschlange trifft."

Der Podcast „Tatort MV“ ist auf unserer Website, in unserer App und überall, wo es Podcasts gibt zu hören.

Mehr Informationen zum Fall „Karin Grabowski“ sind im Beitrag der Ostsee-Zeitung nachzulesen.

Impressum: https://www.ostsee-zeitung.de/impressum/

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.